XML in der Praxis - Flow Objects

9.2.1 Flow Objects

Bisher haben wir außer Acht gelassen, worum es sich bei dem Ergebnis einer Konstruktionsregel handelt. Das Ergebnis soll natürlich ein formatiertes Objekt sein, etwa ein Absatz, eine Überschrift, eine Tabelle, Fußnote oder ein anderes typografisches Objekt. Ein solches Objekt heißt hier Flow Object. In CSS gibt es nur eine grobe Unterscheidung: Blöcke, Listen oder Zeichenelemente. In DSSSL gibt es eine große Anzahl von Flow-Object-Klassen. Eine ganze Seite ist ein Flow Object, aber auch ein einzelnes Zeichen. Flow Objects können also andere enthalten, sie bilden eine Hierachie, ähnlich zu der Verschachtelung von XML-Elementen. Diese Hierachie heißt Flow Object Tree und ist das Ergebnis der Formatierung.

Da es so unterschiedliche Klassen gibt, ist es natürlich, dass sie ganz unterschiedliche Eigenschaften auszeichnen. Ein Absatz hat beispielsweise eine Zeilenhöhe; bei einem einzelnen Buchstaben macht das keinen Sinn. Jede Klasse hat seine eigenen Charakteristika. Die Formatierung mit DSSSL besteht nun darin, zu bestimmen, welchen Elementen (was) welche Charakteristika (wie) zugeordnet werden.

Ein Beispiel:

(element (AWLINET TITELEI BUCHTITEL)  
    (make paragraph
        quadding:               'center
        font-size:              30pt
        line-spacing:           35pt
        font-weight:            'bold
	font-family-name:       "Avant Garde"))

Mit dieser Konstruktionsregel formatieren wir den BUCHTITEL, der sich innerhalb der TITELEI des Dokuments AWLINET befindet. Bei dem Ausgabeobjekt handelt es sich um einen Absatz (paragraph). Es gibt keine speziellen Klassen für Überschriften oder ähnliches, da auf dem Ausdruck solche Dinge nur an ihrem Äußeren zu erkennen sind. Papier ist nicht Generic-Markup-fähig. Als Charakteristika legen wir fest:

Zentrierte Ausgabe
Schriftgröße 30 Punkte
Zeilenabstand 30 Punkte
Schriftstärke fett
Schriftfamilie Avant Garde

Das Wörtchen make sorgt übrigens dafür, dass ein Flow Object erzeugt wird.

Um für alle Elemente einer DTD auf die Weise die Formatierung zu bestimmen, müsste man sehr viel schreiben. Dies wird dadurch erleichtert, dass Objekte ihre Charakteristika an ihre Kinder vererben. Ein anderer Weg besteht in der Definition eines Stils, den man mehrfach verwenden kann.

(define %absatz%
  (style
        font-weight:            'medium
        font-family-name:       "New Century Schlbk"
        font-size:              baseFontSize
        line-spacing:           baseFontSize
        font-weight:            'medium
        language:               'DE
        quadding:               'justify
  ))

(define fixed-font-family       "Courier")
(define baseFontSize            10pt)

(element ABSATZ                 ; Absatz
    (make paragraph
        use: %absatz%
        (process-children)))

(element LISTING          ; Listings
    (make paragraph
        font-size:              (* .9 baseFontSize)
        lines:                  'asis
        font-family-name:       fixed-font-family
        use:                    %absatz%
        (process-children)))

Die erste Definition führt einen Stil namens %absatz% ein. Dieser Stil wird für Absätze benutzt (use), aber auch für Listings. (Es ist nicht notwendig, die Prozentzeichen zu verwenden. Zur leichteren Unterscheidung haben wir alle Stile so gekennzeichnet.) Bei einem Listing findet auch noch eine Veränderung der Stilvorgabe statt. Für die Schriftgröße wird die auf den Faktor 0,9 verkleinerte Grundschrift gewählt. Die Grundschrift ist selbst als Variable definiert worden. Als zweites Charakteristikum besitzt ein Listing die Zuweisung, dass Zeilenumbrüche so belassen werden (as is), wie sie im Dokument stehen. Letzlich wird noch die Schriftfamilie Courier gewählt.

Die so gemachten Formatierungen sind — wie gesagt — unabhängig vom Ausgabeformat.

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9.2.1 Flow Objects