Als erstes möchten wir einen Editor vorstellen, der vor allem unter Unix-Benutzern sehr beliebt ist. Es handelt sich um den Editor Emacs, der über eine eigene Programmiersprache (Emacs LISP) erweiterbar ist.
Eine dieser Erweiterungen (Major Mode) ist geeignet, um den Emacs als SGML- beziehungsweise XML-Editor zu benutzen. Der Name des Pakets ist PSGML, der Entwickler ist Lennart Staflin. Wie der Emacs ist auch PSGML im Netz frei verfügbar. Vor der Benutzung sollten Sie zu beiden Produkten zunächst die Lizenzbestimmungen lesen.
Die Kombination Emacs+PSGML ist für jeden Emacs-Benutzer zweifellos zu empfehlen. Es ist jedoch ganz sicher keine sinnvolle Alternative für Benutzer, die gewohnt sind, mit Word oder einem ähnlichen Programm zu arbeiten. Die Ansicht des Dokuments ist stets die reine XML-Ansicht. Als Benutzer sieht man also ständig die XML-Tags in der puren ASCII-Ansicht (vgl. Abbildung 38). Neben einer Hervorhebung der Tags durch Fettdruck, bieten Emacs+PSGML keine weiteren optischen Spielereien.
Abgesehen von der vergleichsweise spartanischen
Darstellung kann sich Emacs+PSGML aus funktionaler Sicht
durchaus mit kommerziellen Produkten messen; das
Preis-Leistungs-Verhältnis ist sowieso unschlagbar. Wie in der
Abbildung zu sehen, bietet der Editor die üblichen Funktionen wie
Einfügen eines Elements, Attributs, Entity und so weiter. Im
unteren Teil des Bildes ist zu erkennen, welche Elemente im aktuellen
Element (Typ ueberschrift) erlaubt
sind. Bei der Eingabe stehen nur die per DTD
zulässigen Elementtypen zur Auswahl. Allerdings hat der Benutzer
immer die Möglichkeit, die Datei direkt zu verändern. Das heißt,
dass die Tags nicht davor geschützt sind, einfach überschrieben zu
werden. Das Markup ist eben, genau wie der Inhalt, einfach nur
ASCII-Text. Man muss also ein wenig Disziplin an den
TagIn diesem Fall sollte »Tag« deutsch ausgesprochen
werden :-). legen, um nicht die Gültigkeit
des Dokuments zu verletzen. Der Emacs+PSGML
unterstüzt die fehlerfreie Arbeit, garantiert sie aber nicht. Die
Einrückung des Textes
entsprechend der Verschachtelungstiefe macht die Darstellung
übersichtlich.
Eine kleine Schwäche, die aber nach unserer Erfahrung keine große Rolle spielt, ist die Tatsache, dass PSGML keinen vollwertigen Parser integriert hat. In der Praxis heißt das, dass einige Fehler im Dokument nicht gefunden werden. Zum Ausgleich lässt sich ein externer Parser aufrufen, der die Überprüfung des Dokuments durchführt. Vorgesehen ist dafür James Clarks Parser nsgmls.
Zusammenfassend kann man sagen, dass
Emacs+PSGML ein gutes Werkzeug ist, das allerdings
nicht den höchsten Ansprüchen genügt. Für Briefe-Schreiber ist es
ungeeignet, jeder Programmierer wird sich damit wohl
fühlenNebenbei sei bemerkt, dass das gesamte Buch mit
Emacs+PSGML entstanden ist. Briefe schreiben wir
dennoch gelegentlich..