Zur Erinnerung: Eine der DSSSL-Komponenten, die Transformationssprache, ist dazu gedacht, Instanzen einer DTD in die einer anderen DTD zu konvertieren. Leider ist gerade diese Komponente weder für DSSSL-O vorgesehen noch in Jade implementiert. Unter Umständen ist es sinnvoll, XML-Daten in HTML zu wandeln; etwa dann, wenn aus einem umfangreichen Dokument nur ein kleiner Teil an den Browser geschickt werden soll. Bestes Beispiel dafür ist das Inhaltsverzeichnis eines Buches wie dieses. Sicherlich wird sich niemand ein ganzes Buch auf seinen Desktop laden (einige hundert Kilobyte), wenn es nur darum geht, zu wissen, welche Themen denn die Autoren darin behandeln.
James Clarks DSSSL-Maschine Jade bietet eine solche Möglichkeit über nicht standardisierte Flow Objects, die genau diese Transformation bereitstellen. Wie das Inhaltsverzeichnis im Detail aussieht, hängt davon ab, was Scheme-Kundige in eine Funktion stecken, die an der richtigen Stelle des Stylesheets aufgerufen wird (siehe oben den Abschnitt über Modi). Ob das Ergebnis Kapitelüberschriften mit vorgestellter Nummer sind (wie es sich für ein Buch dieser Art anbietet) oder eine Auswahlliste, die nicht gleich alles, sondern per HTML-Formular vielleicht einen scrollbaren Ausschnitt zeigt, ist von der Art der XML-Anwendung abhängig.
Was die zusätzlichen Flow Objects bewirken, ist die (in Jade nicht enthaltene) Transformationssprache DSSSLs insofern zu ersetzen, als man mit ihrer Hilfe Daten, die einer bestimmten DTD entsprechen, in eine Form wandelt, in der sie einer anderen DTD — zum Beispiel HTML — entsprechen. Will man diese Flow Objects nutzen, muss das eigene Stylesheet sie zu Beginn deklarieren:
(declare-flow-object-class element "UNREGISTERED::James Clark//Flow Object Class::element") (declare-flow-object-class empty-element "UNREGISTERED::James Clark//Flow Object Class::empty-element")
element und empty-element lassen sich anschließend im Style Sheet verwenden, indem sie im einfachsten Fall das XML-Element in ein HTML-Element wandeln, beispielsweise
(element absatz (make element gi: "P"))
oder im Quelltext nicht vorhandene Elemente wie BR oder HR über das Style Sheet in das HTML-Dokument zu bringen:
(define (horiz-rule) (make empty-element gi: "HR")) (define (line-break) (make empty-element gi: "BR")) (element wichtig (make element gi: "SPAN" attributes: (cons (list "class" "vip") '()) (process-children))) ; ------ Aufruf im Style Sheet: (line-break)
Das dritte Beispiel hebt mit wichtig markierten Text durch die in einem Stylesheet (hier: CSS) für die Klasse vip definierten Eigenschaften hervor. element resultiert in einem Element, das sowohl ein Start- als auch ein End-Tag enthält, empty-element in einem, das nur ein Start-Tag und keinen Inhalt hat.
Wörterbuch
Für ein Online-Wörterbuch von Internet-Begriffen ließe
sich ein schmaler FrameJa, Frames sind böse, aber
dieser Anwendungsfall schreit geradezu nach ihnen, zumal eine
Lösung über Cascading Style Sheets wesentlich komplizierter
wäre (die kommen hier zwar auch zum Einsatz, bestimmen aber
nicht das Layout der gesamten Seite, sondern legen nur
Schrifttyp, -größe etc. innerhalb der resultierenden
HTML-Datei fest). Mit schlechtem Gewissen also:
Frames nur zu Beispielzwecken ... am linken
Rand des Browsers denken, in dem die Begriffe oder ihre Akronyme
aufgelistet sind, wobei ein Mausklick jeweils in einem
weiteren Frame die zugehörige Erklärung zeigt. Dazu wäre das
Inhaltsverzeichnis (die Liste der Begriffe) über ein Style
Sheet aus dem Gesamtdokument zu extrahieren und in einer Datei
zu speichern. Außerdem ist natürlich für jeden Begriff
festzulegen, wie der Inhalt (die Erläuterung) in den anderen
Frame gelangt.
Die folgende DTD zeigt, wie ein solches Akronym-Wörterbuch aufgebaut sein könnte. Es besteht aus Einträgen, die wiederum ein Akronym, den dazugehörigen Begriff, mindestens eine Erklärung sowie möglicherweise einen URL (oder mehrere) und Quellverweise enthalten.
<!ELEMENT DOCTYPE (dictionary) > <!ELEMENT dictionary ( entry+ ) > <!ELEMENT entry ( acro , term* , expl+ , url? , source* ) > <!ELEMENT acro ( #PCDATA ) > <!ELEMENT term ( #PCDATA ) > <!ELEMENT expl ( #PCDATA | p )* > <!ELEMENT source ( #PCDATA | p | url )* > <!ELEMENT p ( #PCDATA | em | person)* > <!ELEMENT person ( fname?, lname ) > <!ELEMENT fname ( #PCDATA ) > <!ELEMENT lname ( #PCDATA ) > <!ELEMENT ref ( #PCDATA ) > <!ELEMENT url ( #PCDATA ) > <!ELEMENT em ( #PCDATA ) >
Warum das ganze nicht von Anfang an mit
CSS zu erledigen ist, zeigen hier Kleinigkeiten
wie die Tatsache, dass man Vor- und Nachnamen von Personen
durch ein Leerzeichen trennen möchte — und dafür ist
mehr als CSS erforderlich (in diesem Fall
natürlich DSSSL, CSS2 wird das auch
können). Zwei Elemente sind bei der Gestaltung eines
solchen Indexes wichtig: der Wörterbucheintrag und der Begriff oder das
AkronymNatürlich ist insgesamt noch mehr wichtig,
aber hier sollen nur die zentralen Elemente vorkommen.
Kapitel 15 enthält ein ähnlich
gelagertes Programm, ausführlicher beschrieben..
Zunächst wird das Element des Eintrags definiert (hier entry genannt). Seine Instanzen werden innerhalb eines Absatzes ausgegeben, dadurch dass Folgendes in den Anweisungen für das Top-level-Element dictionary steht:
(make element gi: "P" (process-matching-children 'entry)))
Innerhalb dieses Absatzes sollen die entry-Instanzen in jeweils einer Zeile
als anklickbarer String zu sehen sein. Deswegen wird für jede
Zeile (durch das leere HTML-Element br) das Akronym in ein A-Element gepackt, das einen Link auf
die zugehörigeDie Einzeleinträge generiert ein
weiteres Stylesheet. Information enthält. Die
Funktion string-append setzt die ID und den String ".html" zum Verweis
zusammen. Nur für den Frame notwendig ist der
target-Zusatz, der festlegt, in welchem
Browserfenster das Inhaltsverzeichnis zur Darstellung
kommt.
; ----- Details pro Eintrag: Absatz mit einem Akronym pro Zeile (element entry (make sequence (make element gi: "A" attributes: (cons (list "HREF" (string-append (attribute-string "ID") ".html")) (cons (list "TARGET" "DICT") '())) (process-matching-children 'acro)) (make empty-element gi: "BR")))
Will man vermeiden, dass auch für das letzte
Eintragselement ein BR
ausgegeben wird (weil es da nicht notwendig, wenn nicht
gar unerwünscht ist), muss man die Ausgabe dahingehend
ergänzen, dass das Script
außer oben stehenden
Zeilen für entry eine Zeile
enthält, die das letzte Element dieser Art abfragt:
(last-sibling?). Analog dazu lässt sich
auch das erste Element (first-sibling?) mit
if abfragen.
Wie komplex die Beschreibung dessen ist, was mit einem Element zu geschehen hat, hängt wesentlich davon ab, was für ein Dokument als Ergebnis herauskommen soll. Die oben stehenden Vorgaben für entry sorgen lediglich dafür, dass das Akronym (acro) ausgegeben wird. Sollen alle Details des Eintrags im Dokument zu sehen sein, gerät diese Beschreibung erheblich ausführlicher. Ein Beispiel für solche Style Sheets enthält Kapitel 15. Unten stehende Abbildung zeigt, wie das Wörterbuch konkret aussehen kann.